Bekanntlich sind in unserem Lande zwei der Mutationen der O. biennis wiederholt wildwachsend gefunden worden, nämlich die O. biennis var. sulfurea und die O. biennis var. cruciata. Es ist nun eine dritte hinzugekommen, die bis jetzt in Versuchsgärten noch nicht beobachtet wurde und die ich wegen ihrer Merkmale hemikleistogama nennen möchte. Der Entdecker war Herr Rinke Tolman in Soest (Niederlande). Aus ursprünglich von Kootwijk stammenden Samen blühen in seinem Garten jedes Jahr Hunderte von Exemplaren der O. biennis. Im Herbste des Jahres 1951 fiel ihm auf, dass eine Rosette in auffallender Weise von den anderen abwich. Sie lag flach gegen den Boden gedrückt und hatte eine glänzende Kupferfarbe. Und im Jahre 1952 kam daraus ein neuer Typus hervor, schlanker als die O. biennis, mit Blättern, die glatter waren als die der O. biennis, wo sie buckelig sind, und die hie und da ein rotes Fleckchen oder etwas rötliche Nerven zeigten. Das Hauptmerkmal aber bildeten die kleinen Blüten, von der Grösse einer Hahnenfussblüte, die sich nicht öffneten oder kaum, indem die Kelchzipfel oberhalb der Blüte verbunden blieben. Andere Oenotheren kommen in der Nähe von Soest nicht vor und es handelt sich also sicher um eine neue Mutation.