Der Gametophyt der Lebermoose ist bekanntlich Änderungen in den Lebensverhältnissen gegenüber sehr empfindlich und zeigt eine Plastizität, die in allen Hand- und Lehrbüchern erwähnt wird. Wenn auch Algen, Pilze und zahlreiche Phanerogamen willkürlich zu Entwicklungsänderungen gezwungen werden können, so haben doch die Lebermoose, besonders den Laubmoosen gegenüber, immer als Musterbeispiel einer besonderen Variabilität in ihren Erscheinungsformen gegolten. Wer Lebermoose kultiviert, kann tagtäglich beobachten, wie leicht und schnell bisweilen geringfügige Änderungen in den äusseren Umständen zu einem Formwechsel Anlass geben, der häufig ganz erstaunlich sein kann. Da kann es nicht wunder nehmen, dass man dem systematischen Wert vieler als selbständige Einheiten verschiedenen Ranges beschriebenen Formen skeptisch gegenübersteht, besonders wenn die Beschreibung auf spärlichem, getrocknetem Material gegründet ist. Ohne Zweifel sind viele dieser kleinen Spezies, Subspezies u.s.w. zurecht aufgestellt worden, aber gewiss auch sind in den Lebermoosfloren Formen beschrieben, die jede systematische Selbständigkeit entbehren, weil sie von äusseren Umständen bedingt und zu jeder Zeit in eine andere Form „um zu kultivieren” sind.