Stossreizbarkeit ist unter den hohem Pflanzen eine ziemlich verbreitete Erscheinung. Sie findet sich sowohl bei den Blättern der sogenannten sensitiven Pflanzen, wie Mimosa und Biophytum, und der insectivoren Dionaea und Aldrovanda, als bei verschiedenen Blütenteilen einer ganzen Reihe anderer Pflanzen. Am häufigsten sind reizbare Staubfäden. Beispiele hierfür liefern die Cynareen und vereinzelte Arten aus anderen Abteilungen der Compositen, weiter Berberis, verschiedene Cistineen, Cacteen, Tiliaceen, Portulacaceen und Aizoaceen. Einen reizbaren Griffel besitzen Glossostigma elatinoides und Arctotis. Mimulus, Torenia, Martynia und Bignonia zeigen Narben, welche bei einer Berührung zusammenschlagen. Eine Stossreizbarkeit der Blütenhülle ist aber bis heute nur für einige Orchideen (Masdevallia, Catasetum, u. a.) beschrieben. Es scheint mir deshalb nicht unwichtig darauf hinzuweisen, dass es auch unter den Gentianeen eine Art gibt, deren Blumenkrone diese Eigenschaft besitzt. Die Gentiana quadrifaria B1. ist ein kleines Alpenpflänzchen, das im Himalaya, auf Ceylon und auf Java vorkommt. Im letzten Gebiete habe ich es im Westen auf dem unter dem Namen Pangerango bekannten höchsten Gipfel des Gedehs und im Osten auf dem Ardjuno, dem Tenger und dem Hiang gesammelt. In den schon von Junghuhn erwähnten trocknen Grasfluren, welche den Gipfeln dieser Ost-Javanischen Bergen, besonders dem Hiang ein charakteristisches Gepräge leihen, leuchten während der Morgenstunden überall die kleinen, hellblauen Blüten hervor. Im Allgemeinen findet man die Pflanze auch sonst, z. B. wo sie zwischen dem Anaphalis-und Vaccinumgestrüppe wächst, nur an offenen, sonnigen Stellen.