Selbstredend lassen sich aus diesen Resultaten bei nur vier Pflanzen erhalten, keine allgemein gültigen Regeln ableiten. Dennoch dürfen hier einige Bemerkungen gemacht werden, welche aus der Untersuchung hervorgingen. In einer Hinsicht stimmten die untersuchten Pflanzen überein, nämlich im Vorkommen von Gerbstoff in den Geleitzellen des Phloems. Auch dieses kann noch dem Zufall zuzuschreiben sein; jedenfalls ist zu bedenken, dass in gerbstofffreien Pflanzen diese gerbstoff haltigen Geleitzellen natürlich fehlen. Merkwürdig ist das Vorkommen des Gerbstoffs in den Schichten des Pflanzengewebes, welche durch ihre Stellung eine beschützende Funktion haben müssen. Bei jüngeren Stengelteilen ist dieses die Epidermis und angrenzende Schichten: bei älteren Stengel- und Wurzelteilen ist es das Korkgewebe. In Stengeln und Wurzeln kommt weiter noch eine zweite Gerbstoffgürtel vor, nämlich die Innenrinde. Der Gerbstoffreichtum bildet geradezu einen Unterschied zwischen dem Phloem ausserhalb des Kambiums und dem zentralen Phloem, die Kambiumzelle, welche auswächst zu einem Xylemelement oder zu einem Siebgefässe, ist gerbstofffrei. In den Markstrahlen sind die Kambiumzellen bisweilen gerbstoffhaltig. Die Markstrahlen sind immer gerbstoffhaltig, zu wissen die einzelligen. Die breiten Markstrahlen enthalten gewöhnlich nur Gerbstoff in den beiden seitlichen Zellreihen. Bei Ribes wurde der Eindruck bekommen, dass in den jüngsten Stadien des Stengels die primären Gefässbündel umgeben sind von einer Gürtel, aus Gerbstoffzellen gebildet; eine Bestätigung dieses Vermutens lieferte die Struktur bei Rhododendron und Rosa. Geradezu glänzend entwickelt wurden diese Gürteln gefunden im Blattstiele der Rose, sowie auch im Fruchtstiele. Auch diese Anordnung erinnert an eine beschützende Funktion. Ein bemerkenswertes Resultat dieser Untersuchung ist die Entdeckung der Gerbstoffbahnen im Marke und in der Aussenrinde der jungen Stengelteile. Bei Ribes und Rosa bestehen diese aus senkrechten Bahnen, zur Breite einer einzigen Zelle, welche im gerbstofffreien Grundgewebe liegen. In der besonders gerbstoffreichen Rhododendron bilden diese Bahnen senkrechte, gewölbte Platten, deren Querschnitt einzellige Bänder zeigt. Bei Ribcs wurde gefunden, dass die Gerbstoffbahnen im Marke auch Bedeutung haben für den Transport reduzirbarer Zucker. Auch wurde eine Zusammenhang nachgewiesen zwischen Gerbstoffbildung im Blatte und dem Lichte. Schliesslich sei es erlaubt, hier noch einmal zu erinneren an die merkwürdige Struktur der Rinde in älteren Stamm-und Wurtelteilen bei Ribes (Siehe Abb. 11, 19 und 21). Einen grossen Unterschied mit den drei dikotylen Pflanzen zeigt die Gerbstoffverteilung bei Kentia, der einzigen, untersuchten, monokotylen Pflanze. Hier kann nämlich keine Rede sein von Gerbstoffbahnen (ausgenommen in den Phloembündeln); der Gerbstoff kommt bei dieser Palme vor in Idioblasten. Zwei Typen dieser Idioblaste giebt es, nämlich die im extrafasciculären Parenchym und in den starkwändigen Zellen der äusseren Gefässbündelschicht. Dass eine vereinzelte Zelle Gerbstoff enthalten kann, weist die Möglichkeit nach, dass in dieser Pflanzenart Gerbstoff gebildet werden kann in einer chlorophyllfreien Zelle. Ein Transport nach dieser Zelle ist nämlich ausgeschlossen. Zum Schlüsse sei noch gewiesen auf die Anhäufung grosser Mengen Gerbstoff an Stellen, wo besondere Lebensäusserungen stattfinden; z. B. in einer Stengelspitze in vollem Wachstum, einer Knospe, der Stelle, wo ein Nebenast oder eine Nebenwurzel gebildet werden. Oft findet man hier auch eine grosse Menge Ca-oxalat.