Mehrmals hat man versucht, Gallen sich über dasjenige Mass entwickeln zu lassen, das sie bei normalem Auswachsen erreichen können. Besonders Beyerinck hat solche Versuche mit mehreren Gallenarten angestellt, u.a. mit den Pontania-Gallen an Salix-Arten und mit der bekannten Gallmücken-Galle an Poa nemoralis. Eine Besprechung und Zusammenstellung dieser Experimente ist in Küster's Buch1) zu finden. Auch in seiner letzten Cecidologischen Notiz2) kommt dieser Autor nochmals auf dieses Thema zurück. Es gelang ihm, an Lindenblättern mit einseitigen Erineumrasen Haare' an der gegenüberliegenden Seite der Blattoberfläche sich entwickeln zu lassen. Dazu lässt er die vergällten Blätter in geschlossenen Schalen auf Wasser treiben. Nur die Epidermiszellen der Blattoberseite, die oberhalb der Erineumrasen gelegen sind, entwickeln sich zu Intumeszenzen. Diese anderseitigen Epidermiszellen scheinen also von der Gailbildung an der gegenüberliegenden Seite so beeinflusst zu sein, dass sie zu Haaren auswachsen, was die normalen Epidermiszellen in dampfgesättigter Luft nicht tun können. Dies ist um so merkwürdiger, da in anderen Milben-Gallen die Epidermiszellen auf der, der infizierten Stelle gegenüberliegenden Seite normaliter zu Haaren auswachsen, u.a. bei den von Eriophyes doctersi Nal. an Cinnamomum Zeylanicum Breijn. gebildeten Gallen1). Bei dieser letzten Galle waren die Eigenschaften, die zur Haarbildung führen, von der Infektion an der Blattunterseite aktiviert worden, während sie bei den von Küster untersuchten Lindengallen semi-latent waren, d.h. die Entwicklung der Haare fing erst an, nachdem die Blätter in dampfgesättigte Luft gebracht waren. Wahrscheinlich ist dieser Unterschied nur scheinbar, da die Haarbildung der infizierten Lindenblätter an ausgebildeten Blättern entstand, während die Haarentwicklung bei den Cinnamomum-Gallen an ganz jungen, saftigen Blättern, die noch in den Knospen verborgen sind, in Erscheinung trat. Bei den sogenannten Mischgallen2) wandeln sich Teile einer Galle in die einer anderen Galle um und ausserdem können Gallen geändert werden unter Einfluss von Inquilinen und Parasiten. Küster3) gibt in seinem Gallenbuch mehrere Beispiele dieser Art. Ich selbst beobachtete dieselbe Eigentümlichkeit in Australien. Typische einkammerige Cocciden-Gallen an Eucalyptus-Arten können ihre Form gänzlich ändern und mehrkammerig werden. Froggatt4) beschreibt dergleichen Gallen. Eine lange, schlanke Apidomorpha-Galle an den Zweigen von Eucalyptus wurde in unregelmässig ovale Gallen umgebildet unter Einfluss von Inquilinen, die zu den Hymenopteren gehören.1). Auch eine Cocciden-Galle an Casuarina wird auf diese Weise von Hymenopteren umgestaltet2).

Recueil des travaux botaniques néerlandais

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Koninklijke Nederlandse Botanische Vereniging

J. Docters van Leeuwen Reijnvaan, & W.M. Docters van Leeuwen. (1928). Ueber ein von Gynaikothrips Devriesii Karny aus einer Gallmücken-Galle gebildetes Thysanoptero-Cecidium. Recueil des travaux botaniques néerlandais, 25A(1), 99–114.