Das ansprechend gestaltete und sehr reich mit größtenteils farbigen Abbildungen ausgestattete Buch behandelt in 23 Kapiteln auf 240 Seiten die Paläontologie, Geologie, Landschafts- und Siedlungsgeschichte des Rheinlandes, einer der klassischen Regionen geowissenschaftlicher Forschung in Deutschland. Nach einer allgemeinen Einführung werden die geologischen Zusammenhänge erklärt und die Rheinlande nach Bonner Tradition im Blockbild sehr anschaulich dreidimensional dargestellt. Die erdgeschichtlichen Zeugnisse beginnen mit den Fossilien des unterdevonischen Schelfmeers, aus dessen Ablagerungen das Rheinische Schiefergebirge hervorgegangen ist; hier existierte auch die Lebewelt des weltberühmten Hunsrückschiefers. In den sumpfigen Küsteniederungen am Rand dieses Meeres wuchsen die ersten Landpflanzen Deutschlands. Im subtropischen-tropischen Mitteldevon-Meer gediehen ausgedehnte Riffe, die heute u.a. in den Kalkmulden der Eifel zutage treten und für ihren Fossilreichtum berühmt sind. In den Kohlenwäldern des Karbons lebten gigantische Gliederfüßler wie etwa Riesenlibellen mit 80 cm Flügelspannweite und über 1 m lange Tausendfüßler. Nach der Auffaltung des Rheinischen Schiefergebirges am Ende des Karbon bildeten sich im Perm am Südrand des Gebirges riesige Schuttebenen aus, die von Wasserläufen und temporären Seen durchzogen waren. Hier lebte zeitweise eine reiche Fisch- und Amphibienfauna. Vom Buntsandstein, der sich auf das inzwischen abgetragene Schiefergebirge auflagerte, sind heute nur noch geringe Reste im Rheinland vorhanden; das meiste wurde in spateren Erdzeitaltern abgetragen. Während des Mesozoikums und Tertiärs war das Rheinische Schiefergebirge Abtragungsgebiet, nur zeitweise griff das Meer randlich über. Von dieser Zeit berichten uns Mikrofossilien, die aus engbegrenzten Erosionsrelikten oder Bohrungen in Senkungsgebieten gewonnen wurden. Nur punktuell öffnen sich Schaufenster in die Erdgeschichte wie die kreidezeitlichen Karstspalten mit Dinosaurierresten von Nehden im Sauerland, oder die eozäne Fossillagerstätte des Eckfelder Maars in der Eifel mit engen Beziehungen zur weltberühmten Grube Messel bei Darmstadt. Im Tertiär lebte der Vulkanismus im Rheinland wieder auf und formte mit dem Siebengebirge eine der schönsten Vulkanlandschaften Deutschlands. Hier liegt auch die Fossillagerstätte Rott, wo noch einmal Palmen und Krokodile nachgewiesen sind, bevor das Klima endgültig kälter wurde. Mit einem letzten Meeresvorstoß im Miozän in Zusammenhang stehen die Kohlensümpfe der Niederrheinischen Bucht, in denen ganze Wälder als Stubbenhorizonte überliefert sind. Die Tierwelt dieser Zeit hat sich wegen der agressiven Huminsäuren kaum in den Kohlen, jedoch in den Ablagerungen des Ur-Rheins bei Eppelsheim in Rheinhessen erhalten. In Jungtertiär und Pleistozän wird das Rheinische Schiefergebirge gehoben, der Rhein schneidet sich schrittweise in das Gebirge ein und bildet so die großartigen Felskulissen zwischen Bingen und Koblenz. Eiszeitliche Ablagerungen mit reicher Fauna und Hinterlassenschaften des Menschen finden sich im Neuwieder Becken in den mittelpleistozänen Jagdplätzen von Miesenheim und Kärlich sowie in den Kratermulden der Osteifelvulkane. In den aus der vorletzen Kaltzeit stammenden Lössablagerungen der Vulkankrater wurden Knochen von Murmeltier, Mammut, Wollnashorn, Rentier, Pferd und Hirsch sowie zahlreiche Steinwerkzeuge des frühen Menschen ausgegraben. Auch aus der letzten Kaltzeit liegt ein reiches Fundmaterial vor, diesmal vorwiegend aus den Karsthöhlen der Kalkmulden des Rheinischen Schiefergebirges wie z.B. der Karststeinhöhle in der Nordeifel. Berühmtheit haben die vor etwa 12.500 Jahren auf Schieferplatten eingeritzten Tier- und Menschendarstellungen des Lagerplatzes von Gönnersdorf bei Neuwied erlangt. Der Lagerplatz wurde durch den Bimsauswurf des Laacher See-Maares vor etwa 11.000 Jahren zugedeckt und so vor der Zerstörung bewahrt. Seit dem vorletzten Glazial (Neandertaler) dürfte das Rheinland durchgehend vom Menschen besiedelt gewesen sein, der seitdem die Landschaft durch Rodung stark verändert hat. Die Auswirkungen dieser Rodungstatigkeit – verstärkter Bodenabtrag und Hangrutsche – werden im vorletzten Kapitel behandelt. Das Gemeinschaftswerk schließt mit einer kurzen Darstellung der geologischen Erforschungs- und Bergbaugeschichte des Rheinlandes. Das Buch ist für einen weiten Leserkreis empfehlenswert. Es ist von Fachleuten geschrieben worden, wendet sich jedoch nicht nur an Fachkollegen, sondern kann gleichermaßen interessierten Laien, Studierenden verschiedener Disziplinen und Schülern weiterführender Schulen empfohlen werden. Trotz der Fülle der Informationen – die sich weitgehend an neuesten Forschungsergebnissen orientieren – ist der Text sehr gut verständlich geschrieben. Gemessen an der Ausstattung und der gediegenen Aufmachung ist der Preis von DM 78,- erfreulich moderat. (TM)