Das Studium von Geitler’s Buch über Endomitose erinnert mich an eine bis jetzt noch nicht veröffentlichte Beobachtung aus den letzten Jahren meiner Arbeit im hiesigen Versuchsgarten über das Auftreten einer 2n – 4n Sektorialchimäre bei einer Oenothera. Eine kurze Erwähnung ist hier vielleicht noch am Platze. Nachdem Boedijn (1924) die O. Bauri, in der Literatur auch O. hungarica Borb. genannt, beschrieben hatte, habe ich diese Art viele Jahre weiter gezüchtet. Im Jahre 1928 kreuzte ich die O. Lamarckiana mit der O. Bauri. Daraus erhielt ich im folgenden Jahre 58 Pflanzen, von denen 50 vom Velutina-Habitus nach der Terminologie von Hugo de Vries, 8 vom Laeta-Typus waren, ein Resultat, das gut übereinstimmte mit dem von Erl. Baerecke in 1944 beschriebenen. Sie erhielt aus einer Kreuzung 65 Pflanzen, von denen 57 vom Typus velans undans, 8 vom Typus gaudens undans waren, wie man gegenwärtig auch sagen kann (Bekanntlich hat die 0. Lamarckiana gaudens- und velans-Geschlechtszellen, die O. Bauri laxans-Eizellen und undans-Pollenkörner). Auf eine nähere Beschreibung der beiden Typen kann ich hier verzichten, da sie von Frl. Baerecke gegeben wurde. Von beiden wurde nun ein Exemplar geselbstet. Die Velutina-Pflanze lieferte eine reichliche, konstante Nachkommenschaft, die keine Spur der Hemikleistogamie der O. Bauri mehr zeigte. Von der Laeta-Pflanze erhielt ich aber nur zwei Nachkommen, die zudem noch etwas gescheckte Blätter zeigten, aber sonst den elterlichen Typus wiederholten. Die weitere Nachkommenschaft brachte ein paar Überraschungen. Im Jahre 1931 erhielt ich nur 6 Keimpflanzen, in 1932 nur 5, aber in 1933 war die Keimung plötzlich reichlich und hatte ich eine Kultur von 60 Pflanzen. Ein paar Jahre später, in 1936, war die Keimung wieder einmal schlecht und konnte ich nur 10 Pflanzen groszziehen. Die Kultur von Jahr zu Jahr fortsetzend, machte ich in 1941 die uns hier interessierende Beobachtung. Bei einer Pflanze entdeckte ich einige viel zu dicke Blütenknospen, die an Gigas-Knospen erinnerten. Bei genauerem Zusehen stellte sich heraus, dasz ein ganzer Sektor der Infloreszenz tetraploid sein muszte, sogar ein in diesem Sektor entspringender Seitenzweig. Den Beweis lieferten die Pollenkörner, die fast durchweg vierlappig waren, wie bei jeder Gigas-Rasse; auch die Nachkommenschaft dreier geselbsteter Blüten, die mir 17 Pflanzen lieferten, welche sich weigerten, im ersten Jahr zu blühen, wie man das bei Gigas-Rassen gewohnt ist, und weiterhin zu einer konstanten Gigas-Rasse unserer O. Lamarckiana X Bami laeta führten.