Untersucht man die überaus veränderlichen Individuen eines reicheren Standortes von Daucus Careta mit Sorgfalt, so findet man, dass dieselben zu zwei in Habitus und Grösse zwar ganz ähnlichen, allein in Bezug auf die Blüthenverhältnisse scharf getrennten Gruppen gebracht werden können, welche, wenigstens in der Umgegend von Wageningen, nicht durch Uebergangsformen verbunden sind. Die eine dieser Gruppen ist ausgezeichnet durch die schneeweisse Farbe der Blüthendolde, nur das centrale Döldchen oder auch nur die centrale Blüthe des letzteren können dunkel braunroth gefärbt sein. Die zweite Gruppe ist dagegen durch eine grünlich rothe Farbe der Inflorescenz characterisirt; die Stöcke welche in voller Blüthe stehen erlangen dadurch das Aussehen als ob sie schon vollständig verblüht wären, verfolgt man die Sache aber genauer so findet man das Letzteres durchaus nicht der Fall ist, denn anstatt ihre Kronenblätter abzuwerfen, wie die weissblühenden Pflanzen, behalten die Stöcke der zweiten Gruppe dieselben nicht nur gewöhnlich bis zum Augenblicke der Fruchtreife, sondern es lässt sich nach vollendeter Befruchtung selbst eine beträchtliche Grössenzunahme in der Blüthenkrone wahrnehmen. Man wurde also mit einem gewissen Rechte sagen können, dass die Pflanzen dieser Gruppe überhaupt nicht verblühen, und diese Behauptung findet noch darin eine weitere Stütze, dass auch die Staubfäden in der Regel nicht abfallen aber entweder vertrocknen, oder, wenn sie, was oft der Fall ist, petaloidisch sind, noch im frischen Zustande auf der Frucht sitzen (Fig. 6). Bei einer genauenen Prüfung der Geschlechtsverhallnisse ergibt sich nun, dass die erste Gruppe aus hermaphroditischen, die zweite aus physiologisch weiblichen Stöcken besteht. D a u c u s Carola ist demnach eine gynodiöcische Pflanze. Dass dieses Verhalten früher nicht beobachtet worden zu sein scheint ist wenig auffallend, wejm man weiss. dass die weiblichen Pflanzen oft sehr grosse und wohl entwickelte Antheren besitzen mit augenscheinlich ganz normalem Pollen, und dass ihre Sterilität nur darauf beruht, dass diese Antheren nicht aufspringen. Es wundert mich aber, dass ich die weibliche Pflanze nicht als besondere Varietät habe verzeichnet gefunden, da ich dieselbe seit drei Jahren an manchen Orten beobachtet habe und oft in nur wenig geringerer Anzahl, wie die Zwitter. Ich will hier noch bemerken, dass ich bei den cultivirten Möhren bisher nur zweigeschlechtliche Stöcke gefunden habe, allein meine Erfahrung in dieser Beziehing ist sehr beschränkt.-