Die botanische Literatur ist reich an Abhandlungen auf dem Gebiete des Phototropismus. Untersuchungen über diesen Gegenstand sind an der Tagesordnung und es besteht die Möglichkeit, dass man hier überflüssige Arbeit tut, da bei einer ruhigen und einigermassen länger währenden Untersuchung die Wahrscheinlichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass man in kürzern oder langem Abhandlungen oder in vorläufigen Mitteilungen seinen Gegenstand schon zum Teil behandelt oder berührt findet. Die Folge hiervon ist, dass man so leicht die Untersuchungen früher als wünschenswert abbricht, sie zusammenfasst und sie mit einer Anzahl von theoretischen Betrachtungen, als zweifelhafte Erläuterung, ergänzt. Es wird dadurch immer schwieriger tiefer in einen Gegenstand zu dringen und sich von den Hauptzügen des zu behandelnden physiologischen Prozesses einigermassen eine Vorstellung zu machen, um so mehr, da in der Literatur oft ein langer Streit anlässlich persönlicher Auffassungen gestritten wird, die von beiden Seiten oft nur durch einige wenige Versuche gestützt werden. Trotz dieser Gefahren und trotz der ziemlich zahlreichen schon angestellten Untersuchungen, hat doch anderseits das Studium des Phototropismus einen grossen Reiz, da viel Wichtiges noch unaufgeklärt ist, und sogar einige Hauptpunkte nie untersucht worden sind. Am besten erhellt dies aus den Worten, womit Jost (1904) seine Vorlesung über „Heliotropismus” schliessen musste: „Somit sind unsere Kenntnisse über die wichtigsten Fragen des Heliotropismus zur Zeit noch recht dürftige; manche von ihnen werden aber einer experimentellen Lösung zugänglich sein und könnten dann auch auf die anderen ein unerwartetes Licht werfen.”