Es hat sich herausgestellt, dasz die rotierende Nutation und die Transversalkrümmung auf die gleiche Eigenschaft zurückzuführen sind. Diese Eigenschaft wurde mit dem Namen Cyclonastie belegt. In der gekrümmten, basalen Partie der rotierenden Spitze erlischt die Cyclonastie leicht. Wird die Spitze z. B. aus ihrer Gleichgewichtslage gebracht, so läszt sich darin eine Wanderung des Yerlängerungsbestrebens kaum mehr erkennen. Die basale Partie reagiert nahezu als ein negativ geotropisches Organ. ‘) Der apikale, gerade Teil der Spitze reagiert ganz anders. Die Wirkung der Schwerkraft zeigt sich auf zweierlei Weise. Die Komponente in der Richtung des Pflanzenteils beeinfluszt die Grösze des wandernden Verlängerungsbestrebens; in der Nähe der inversen Yertikallage zeigt sich diese bis auf 0 herabgesetzt; die Cyclonastie ist dann somit erloschen. Die andere Komponente, senkrecht auf die erstere, ändert die Schnelligkeit der Wanderung. Wenn das Verlängerungsbestreben in die rechte Seite angelangt ist, zeigt sich die Schnelligkeit bedeutend verzögert, während zuvor eine Beschleunigung verzeichnet wurde. Indem das Verlängerungsbestreben längere Zeit auf der rechten Seite verweilt, wird eine bedeutende Krümmung erzielt: die BAEANETZKY’sche Transversalkrümmung. Diese bleibt aber nicht dauernd in der horizontalen Lage erhalten, da das Verlängerungsbestreben zwar den gröszten Teil seiner Wanderungsschnelligkeit eingebüszt hat, immerhin aber nicht ganz an seiner Stelle gebunden ist. Indem es allmählig auf die Unterseite wandert wird die Endknospe gehoben. Solange für die Cyclonastie die Bedingungen erfüllt sind, zeigt die Spitze einen besonderen Geotropismus, welchen wir als Orthogeotropismus erkannt haben. Es wurde vorgeschlagen den Namen Lateralgeotropismus für ihn beizubehalten. Es wurde gezeigt, dasz dem geraden, apikalen Teil eine Dorsiventralität innewohnt, welche erst hervortreten kann, wenn die allseitige, geotropische Reizung sistiert wird. Die ursprüngliche Oberseite ist bestrebt sich zu verlängern. Diese Erscheinung wurde verglichen mit der Dorsiventralität der Ranken. Es stellte sich dabei heraus, dasz hier infolge der Nutation jedesmal eine andere Seite die Fähigkeit nach einem Kontaktreiz sich zu krümmen erlangt. In beiden Fällen ist es immer die Oberseite, welcher das Krümmungsbestreben innewohnt. Als Bedingung der Nutation ist eine ausreichende Länge der Wachstumszone zu verzeichnen. Sinkt diese unter ein gewisses Maas herab, so hört die Nutation auf. Die Verteilung des Wachstums in der Spitze wird durch die Nutation beeinfluszt. Es wurde gezeigt, dasz in der gekrümmten Basis eine Beschleunigung des Wachstums auftritt. Am Ende dieser Arbeit macht es mir ein Vergnügen, meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. F. A. P. 0. Went, in dessen Institut die Versuche vorgenommen wurden, meinen tiefgefühlten Dank zu erstatten für sein immer reges Interesse, und die Gefälligkeit, womit er mir stets seine Ratschläge erteilte.