Die Frage nach der physiologischen Bedeutung der Blausäureverbindungen ist seit den Arbeiten Treubs in den Vordergrund des Interesses gerückt worden. Dieser Forscher schrieb der Blausäure eine wichtige Funktion im Pflanzenchemismus zu, denn in seiner bekannten Hypothese betrachtet er diese Verbindung als das erste erkennbare Assimilationsprodukt des Stickstoffes. Treub wurde zu dieser Annahme veranlaszt durch die Ergebnisse, welche von ihm auf qualitativem Wege an Pangium edule und mit quantitativen Methoden an Phaseolus lunatus erzielt worden waren. In seinen Untersuchungen hat Treub zu beweisen gesucht, dasz die Nitrate einerseits, die Kohlenhydrate anderseits, unbedingt notwendig für die Blausäuresynthese seien. Den Beweis hat er für Pangium jedenfalls nicht erbringen können, bei Phaseolus lunatus ergab sich aber, dasz die gleichzeitige Anwesenheit von Nitraten und Kohlenhydraten tatsächlich eine Steigerung der Blausäuremenge in den Blättern herbeiführt. Selbstverständlich haben viele Forscher versucht, diese Hypothese zu prüfen, da sie schwer mit den heutigen Anschauungen über den Stickstoffstoffwechsel zu vereinbaren ist. Diese Forscher verfügten in den meisten Fällen nur über in Europa einheimische Pflanzen. Zumal der Kirschlorbeer wurde vielfach bei den Untersuchungen verwendet; daneben die Kaffernhirse, Sorghum vulgare, welche von Dunstan und Henry als blausäureführend anerkannt worden war.