1948
Kleistogamie als mendelndes Merkmal
Publication
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Recueil des travaux botaniques néerlandais , Volume 41 - Issue 1 p. 118- 130
Kleistogamie, darunter versteht man bekanntlich die Erscheinung, dass eine Blüte sich nicht öffnet, während durch Autogamie trotzdem Frucht und Samen entstehen. Dabei kann der Blütenbau vollkommen normal geblieben sein, aber auch bedeutende Reduktionen erfahren haben. In Zusammenhang hiermit haben Kirchner, Loew und Schroeter vorgeschlagen zu unterscheiden zwischen Pseudokleistogamie und wahrer Kleistogamie. Ein solcher Unterschied scheint mir aber nicht empfehlenswert zu sein. Mit Recht sagte Helene Ritzerow in ihrem Aufsatz „Über Bau und Befruchtung kleistogamer Blüten” in Flora, Bd. 98, von 1907: „Alle beschriebenen kleistogamen Blüten sind Hemmungsbildungen der normalen Form.” Bei der echten Kleistogamie handelt es sich blosz um eine etwas weitergehende Hemmung als bei der Pseudckleistogamie, und bei verschiedenen Arten, wie z.B. Impatiens Nolitangere und Viola- Arten, nach eigener Erfahrung auch bei Oenothera, kann man beide Erscheinungen bei derselben Pflanze beobachten. Es ist nun auffallend, wiesehr in der Literatur über die Erscheinung der Kleistogamie der Einflusz der Lebensbedingungen hervorgehoben und die Bedeutung von Vererbung und Mutation vernachlässigt wurde. Alle erdenklichen Faktoren hat man im Laufe der Zeit als Ursache betrachtet. Uphof selber zeigte für Mayaca fluviatilis, dass umgebendes Wasser das Geschlossenbleiben der Blumen zur Folge haben kann. Goebel erwähnt umgekehrt für Impatiens parviflora Trockenheit als ursächlichen Faktor, ebenso Eggers für einige westindische Pflanzen. Schlechter beobachtete an verschiedenen Orchideen von Neu Guinea, dass eine besonders feuchte Atmosphäre Kleistogamie mit sich bringen kann. Kerner machte eine tiefe Temperatur dafür verantwortlich, dass an hoch gelegenen Stellen in Tyrol Impatiens Noli-tangere kleistogam gefunden wurde, wie auch Schroeter für Viola pinnata, V. biflora und Thlaspi rotundifolium, ebenso in alter Zeit bereits Linne, als er aus Spanien erhaltene Samen von Cistus guttatus, C. salvifolius, Salvia Verbenaca, Crucianella patula u.a. in Upsala ausgesät hatte und seine Pflanzen kleistogam bleiben sah. Aber hohe Temperatur ist auch schon als Ursache betrachtet worden, z.B. von Darwin, als er Viola Roxburghiana in einem Warmhaus kleistogam fand. Helene Rit- ZEROW sah Pavonia hastata und Specularia perfoliata in steriler Erde kleistogam bleiben, Darwin Collomia grandiflora. Weiter ist an eine Umschliessung durch den Boden als Ursache gedacht worden, und zwar für Commelina-Arten und für Cardamine chenopodifolia, auch an Lichtmangel, so von Voechting für Viola odorata. Stellaria media u.s.w. Ja, eine Reihe von Forschern haben sogar einen Zusammenhang gesucht mit der Armut an Insekten an einer bestimmten Stelle, wobei jedoch übersehen wurde, dass die Kleistogamie besonders bei typisch autogamen Arten festgestellt wurde, und sogar bei Windblütlern.
| Additional Metadata | |
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| Recueil des travaux botaniques néerlandais | |
| CC BY 3.0 NL ("Naamsvermelding") | |
| Organisation | Koninklijke Nederlandse Botanische Vereniging |
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Th.J. Stomps. (1948). Kleistogamie als mendelndes Merkmal. Recueil des travaux botaniques néerlandais, 41(1), 118–130. |
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