1928
Ueber die Mutationsfähigkeit der Oenothera Lamarckiana mut. velutina (blandina)
Publication
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Recueil des travaux botaniques néerlandais , Volume 25A - Issue 1 p. 395- 408
Am Schlüsse seines Aufsatzes „lieber Scheinbastarde’' in Naturwissenschaften 1924 berührt Hugo de Vries die wichtige Frage, ob die Mutabilität der Oenothera Lamarckiana zu deren inneren Dimorphie in Beziehung stehen kann. Viele neuere Autoren nehmen an, dasz die letztere die Ursache der ersteren sei und dasz die Mutationserscheinungen auf ein Auswechseln von Faktoren zwischen den beiden, in der O. Lamarckiana enthaltenen Typen beruhen dürften. De Vries glaubt dies allerdings nicht, „Wäre der Besitz von zwei Sorten von Sexualzellen die Ursache der Mutabilität, so müsste sich diese doch wohl in allen innerlich dimorphen Oenotheren zeigen." Die O. muricata aber, die heterogam ist wie unsere O. biennis, hat bis jetzt im Gegensatz zu dieser Art keine oder doch fast keine Mutanten geliefert, ungeachtet der Tatsache, dasz sie von zahlreichen Forschern in ausgedehnten Kulturen studiert wurde1). Andrerseits sind Kreuzungen in der Gattung Oenothera kein Mittel, um die Mutabilität zu erhöhen. Unmutabele Arten liefern hier keine mutabelen Bastarde, „und selbst Mutanten, welche die Mutabilität nahezu gänzlich verloren haben, können diese durch Kreu-Zungen nicht wieder erhalten”. Ich möchte im Anschlusz hieran ganz kurz um Aufmerksamkeit bitten für ein weiteres Argument, nämlich die Tatsache, dasz es allgemein als rein betrachtete Oenotheren giebt, die Mutationen zu erzeugen im Stande sind. An erster Stelle denkt man da an die O. Lamarckiana mut. simplex, jene merkwürdige Form, welche den einen der beiden, in der O. Lamarckiana enthaltenen Typen, lebensfähig geworden, darzustellen und die O. Lamarckiana selbst infolge der Umwandlung einer typischen in eine Velutina-Sexualzelle hervorgebracht zu haben erachtet wird, und für welche de Vries eine ganze Reihe von Mutationen beschrieben hat1). Zweck der vorliegenden Mitteilung ist aber. Näheres zu bringen über die Mutationsfähigkeit eben des anderen Komponenten der O. Lamarckiana, der auch in reiner Form bekannt ist, nämlich der O. Lamarckiana mut. velutina oder blandina. Etwas ist über die Mutabilität unserer Blandina bereits durch die Untersuchungen von de Vries bekannt geworden. In seinem Aufsatz über diesen Typus in The botanical Gazette von 1917 teilt er mit, in einem Verhältnis von 1 auf 1000 eine Mutation Spiralis aus ihm erhalten zu haben. Kennzeichnend für dieselbe waren die dunkelgrünen und glatten, ganz schmalen, nur etwa 5—6 mm. breiten Blätter und, wahrscheinlich als Folge davon, die schlanke Statur und die schmalen Blütenblätter. Letztere waren normal gelb und hatten eine gedrehte Spitze, woran der Name Spiralis erinnert. Die Blütenknospen waren weniger behaart als die der Blandina, aber stärker als bei der O. Lamarckiana, und ziemlich dick in Anbetracht der Schmalheit der Fetalen. Pollen wurde genügend produziert, um Kreuz- und Selbstbestäubungen erfolgreich zu machen. Die Früchte waren ziemlich dünn, etwas kleiner als bei der Blandina und weniger behaart. Nähere Untersuchungen sind, so viel mir bekannt, mit diesem Typus nicht angestellt worden. Aus dem Auftreten eines Lata-Individuums in der Nachkommenschaft einer Kreuzung zwischen der Mutation Blandina und O. Cockerelli schlosz de Vries dann weiter, dasz die Fähigkeit, in Lata zu mutieren, der zuerst genannten Form nicht völlig abgeht. Nur nebenbei seien die Blandinagigantea-Individuen aus den Versuchen C. van Overeems gedacht. Blandina-ähnliche Pflanzen mit 24 Chromosomen, die aus einer Kreuzung zwischen O. Lamarckiana semigigas und O. Lam. gigas hervorgingen1) und für uns weniger wichtig sind.
| Additional Metadata | |
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| Recueil des travaux botaniques néerlandais | |
| CC BY 3.0 NL ("Naamsvermelding") | |
| Organisation | Koninklijke Nederlandse Botanische Vereniging |
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Theo J. Stomps. (1928). Ueber die Mutationsfähigkeit der Oenothera Lamarckiana mut. velutina (blandina). Recueil des travaux botaniques néerlandais, 25A(1), 395–408. |
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