1909
Dipsacan und Dipsacotin, ein neues Chromogen und ein neuer Farbstoff der Dipsaceae
Publication
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Recueil des travaux botaniques néerlandais , Volume 5 - Issue 1 p. 51- 90
Die zahlreichen pflanzlichen Farbstoffe können "nach ihrem Verhalten der Pflanze gegenüber in zwei Gruppen getrennt werden. Einerseits hat man diejenigen, welche als solche in der lebenden Pflanze Vorkommen, und welche man meistens äusserlich an der Pflanze beobachten kann. Diese Farbstoffe sind oft der Färbung wegen wichtig für die Pflanze. Dieselben haben entweder, wie das Chlorophyll, durch die Fähigkeit bestimmte Lichtstrahlen zu absorbieren eine physiologische Bedeutung, oder sie können, wie die Farbstoffe der Blumen, durch die Anlockung der Insekten in biologischer Hinsicht der Pflanze dienen. Dieser Gruppe von Farbstoffen, welche den Farbenreichtum der Pflanzenwelt verursachen, gegenüber, stehen andere pflanzliche Farbstoffe, welche nicht in der lebenden Pflanze verkommen. Dieselben geben der Pflanze keine bestimmte Farbe und sind also als Farbstoffe ohne Bedeutung für das Pflanzenleben. Sie entstehen erst beim Sterben oder nach dem Tode durch chemische Umsetzungen von in der lebenden Pflanze vorhandenen Stoffen, von sogenannten Chromogenen. Es sind gerade diese Farbstoffe, welche in der Industrie in so grosser Menge Verwendung finden, wie z. B. das gelbe Alizarin aus der Wurzel von Rubia tinctoria, das gelbe Quercitin aus der Binde und dem Splint von Quercus tinctoria und der blaue Indigo hauptsächlich aus den Blättern verschiedener Indigofera-Arten, Isatis tinctoria und Polygonum tinctorium. Die Weise, wie der Farbstoff aus dem in der lebenden Pflanze vorhandenen Chromogen während oder nach dem Absterben des Pflanzenteils gebildet wird, ist meistens unbekannt. Nur in einzelnen Fällen kennt man die chemischen Prozesse, welche dabei stattfinden und hat man gefunden, dass die Farbstoffe als Spaltungsprodukte unter andern von Glukosiden entstehen, oder dass Oxydationserscheinungen, bisweilen nach vorhergehenden chemischen Umsetzungen auftreten. Von den Chromogenen und daraus hervorgehenden Farbstoffen, welche eingehend studiert sind, will ich nur die der Indigopflanzen besprechen, weil diese im Hinblick auf vorliegende Untersuchung die wichtigsten sind.
| Additional Metadata | |
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| Recueil des travaux botaniques néerlandais | |
| CC BY 3.0 NL ("Naamsvermelding") | |
| Organisation | Koninklijke Nederlandse Botanische Vereniging |
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Tine Tammes. (1909). Dipsacan und Dipsacotin, ein neues Chromogen und ein neuer Farbstoff der Dipsaceae. Recueil des travaux botaniques néerlandais, 5(1), 51–90. |
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