Zum Schlusz möchte ich jetzt in diesem Kapitel eine kurze Zusammenfassung der bei dieser Untersuchung gewonnenen Resultate geben, indem ich zugleicherzeit die Ergebnisse in ihrem gegenseitigen Zusammenhang betrachte. Nachdem am Anfang eine Übersicht gegeben wurde der verschiedenen Weisen, wie eine Torsion zustande kommen kann, fand ich, indem nach und nach eine Möglichkeit nach der andern ausgeschlossen wurde, dasz die Torsion der lebenden Pflanze eine autonome Bewegung und zwar, wie Plasmolyseproben bewiesen, eine autonome Nutation sein muszte. Zugleicherzeit zeigte sich aber schon bald, dasz die Pflanze auch noch eine andere Torsion als die normale Torsion der lebenden Stengel aufweisen konnte. Bei Austrocknung der Stengel nämlich erhielten diese eine sehr starke Torsion nach rechts. Diese sogenannte hygroskopische Torsion war also homodrom mit der normalen Torsion der lebenden Stengel. Während sich aber letztere Torsion nur in den dünnem und mittlern Stengeln findet, und in den dickem, untern Stengeln ganz fehlt, tritt die hygroskopische Torsion in allen Stengeln auf, wenn sie auf irgend eine Weise getrocknet werden. Es muszte also ganz [bestimmt zwischen diesen Torsionsarten ein Unterschied gemacht werden; deshalb fällt es gewissermaszen umso mehr auf, dasz sich während der weitem Untersuchungen zeigte, dasz schlieszlich die Ursachen, auf denen beide Torsionen beruhen, im Grunde genommen, gröszten- teils einander ähnlich sind. Beide kamen nämlich dadurch zustande, dasz eine wirkliche oder relative Verlängerung der peripheren Gewebe im Vergleich zu den zentralen auftrat. Die normale Torsion der lebenden Stengel beruht nämlich auf einer gröszern Streckung der Peripherie in casu des konjugierten Parenchyms im Vergleich zu dem sich schon früh differenzierenden Zentralzylinder, während die hygroskopische Torsion u.a. infolge bei Austrocknung eintretender gröszerer Verkürzung des Zentralzylinders im Vergleich zu dem peripheren Stengelteil auftrat. Die normale Torsion war denn auch durch Plasmolyse zum Teil aufzuheben, während für die hygroskopische Torsion durch Messungen die gröszere Verkürzung des Zentralzylinders nachgewiesen wurde. Dennoch soll hier nochmals betont werden, dasz, obgleich dieses gröszere Kontraktionsbestreben des Zentralzylinders zweifellos eine der Ursachen der hygroskopischen Torsion ist, doch auch die eigene Torsion des peripheren Sklerenchyms bei Austrocknung eine grosze Rolle spielt beim Zustandekommen dieser Torsion des ganzen Stengels, wie z. B. schon hervorgeht aus der Tatsache, dasz Stengel, welche in die Länge, bis an den Zentralzylinder angeschnitten sind, nicht mehr tordieren. Ergab sich also bei genauerer Untersuchung, dasz die Ursachen beider Torsionen nur teilweise von einem Gesichtspunkt aus zu betrachten sind, für die richtungbestimmenden Elemente der Torsionen läszt sich dies besser durchführen. Die Richtung der normalen Torsion wurde bedingt durch die Protoxylemelemente, die der hygroskopischen Torsion durch die eigene Torsion des peripheren Sklerenchyms. Sowohl das Protoxylem, wie die äuszern Schichten des peripheren Sklerenchyms nämlich, sind unter den gegebenen Umständen einer Ausziehung unterworfen. Weil beide denselben Mizellarbau haben, reagieren sie hierauf auf dieselbe Weise, d. h. die Fasern der äuszern Schichten des peripheren Sklerenchyms, deren Tüpfel in linkswindenden Spiralen verlaufen, bekommen dadurch eine Torsion nach rechts, welche sich dem ganzen Sklerenchymzylinder mitteilt und dadurch die Richtung der hygroskopischen Torsion des ganzen Stengels bestimmt, während das Protoxylem, das aus Schraubentracheiden, welche linkswindende Spiralen enthalten, besteht, infolgedessen eine Entwinding der Spiralen, also eine Drehung nach rechts bekommen wird, welche sich gleichfalls dem benachbarten Gewebe mitteilt und dadurch die Richtung der normalen Torsion des lebenden Stengels bestimmt. Weil also schlieszlich die Richtung beider Torsionen durch den Mizellarbau gewisser Elemente bedingt wird, und diese ihrerseits wieder auf innere Ursachen zurückzuführen sind, so ist auch die konstante Richtung dieser beiden Torsionen als eine autonome Erscheinung aufzufassen. Dasz weiter alle Stengel mehr oder weniger die hygroskopische Torsion aufweisen, ist ganz klar, weil alle Stengel nämlich ein mehr oder weniger stark entwickeltes peripheres Sklerenchym besitzen, während die normale Torsion der lebenden Stengel in den dicken, untern Stengelteilen durch dieses periphere Sklerenchym, das als Kollenchym entsteht, gehemmt wird; auch in Betracht ziehend die verhältnismäszig geringe Kraft, als Folge der relativ schwächern Entwicklung des konjugierten Sklerenchyms in diesen Stengelteilen.