Der holländische Strand gewährt dem Sammler im Allgemeinen eine ziemlich reiche Beute durch das Meer angespülter Molluskenschalen. Die Zusammenstellung des aus Molluskenschalen bestehenden Sediments ist jedoch nach dem Fundort qualitativ und quantitativ verschieden. Auf den ostfriesischen Inseln ist ein Molluskensediment zu erwarten, das neben einer allgemeinen Uebereinstimmung mit den auf den östlichsten westfriesischen Inseln gefundenen Anspülungen doch einige oder mehrere charakteristische Eigentümlichkeiten zeigen wird. Die regelmässigen Sendungen, die ich in 1937 und 1938 von Herrn Fritz Hafner (Juist) empfing und die eingehenden Kommentare, die Herr Hafner in seinen Briefen hinzufügte, ermöglichen es mir hier eine erste Mitteilung über die am Strand der Insel Juist angespülten Molluskenschalen zu veröffentlichen. Ausserdem schickte Herr Direktor W. Girscher (Düsseldorf) mir noch einige wichtige Funde zur Bestimmung, die in den folgenden Zeilen besprochen werden sollen. Mit der Besprechung dieses Materials möchte ich aber nicht beginnen, ehe ich den Herren Hafner und Girscher für ihr freundliches Entgegenkommen an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank ausgesprochen habe. Wie es auch an dem holländischen Strand der Fall ist, schwemmen an dem Juister Nordseestrand die Schalen rezenter und fossiler Mollusken an. Die Erhaltung der rezenten Schalen ist leider oft so schlecht, dass sie sich nicht mit Sicherkeit als solche erkennen lassen und ebenso gut für fossil gehalten werden könnten. Ein Fossil ist ja ein Ueberrest aus einer vergangenen Periode der Erdgeschichte. Findet man eine Molluskenschale in situ, so wird die Stratigraphie darüber aussagen können, ob ein wirkliches Fossil vorliegt, aber für diese am Strand — also in sekundärer Lage — aufgelesenen Schalen muss ein anderes Verfahren gewählt werden, um festzustellen ob eine Schale (wenn sie nicht ersichtlich rezent ist, z.B. Fleischreste enthält) rezent (subfossil) oder fossil ist. Bisher hat man kein sicheres Verfahren gefunden um dieses aus dem Erhaltungszustand abzuleiten. Wir dürfen aber wohl voraussetzen, dass fossil anmutende Schalen von Arten, die ausgestorben sind, oder deren Areal nicht mehr bis in die Umgebung des Fundorts reicht, submarin erodierten fossilführenden Schichten entstammen. Diese Voraussetzung gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn tatsächlich in dem Boden der unmittelbaren Nähe des Fundorts in einer für die marine Erosion erreichbaren Tiefe fossilführende Schichten, die die gleichen Arten enthalten, bekannt sind.